Dienstag, 25. Februar 2014

Peder Mannerfelt - Lines Describing Circles [Digitalis Recordings 066 Promo]

Elektronisch zerrender Experimentalblues, der jedes Stimmeinsatzes und jedes organischen Instruments in Gänze entbehrt, sich statt dessen aus dem Klangrepertoire hochdigitaler Clicks'n'Cuts bedient und aus diesem einen 24th Century-Soundtrack für den hochgradig verseuchten Staub postnuklear zerfallender Strassenzüge erschafft. Musik für eine Endzeit in der statt Tumbleweed rostende Stahlwolle über rotten Asphalt getrieben wird, Mutanten die zerborstenen Auffangtanks des Fukushima Kraftwerksblocks als Schwimmbad nutzen und die letzten noch aktiven Alarmsirenen und Lautsprecheransagen der Welt sporadisch die gespenstische Stille der ansonsten lautlosen Nacht sinnfrei durchbrechen. Beklemmender Stoff, schwer empfohlen für alle Fans von Pan Sonic, Muslimgauze, Goem oder Labels wie Raster-Noton und dem in 2007 verstummten Imprint Audio.NL.
10 /10 Points

Freitag, 21. Februar 2014

[Quarantena 001 Promo]

Informationsarmes, auf insgesamt nur 100 Kopien limitiertes 12“ Vinyl unbekannter Herkunft, das auf der A-Seite auf einem durchaus verführerischen, endlos geloopten High NRG-Basslauf reitet, während sich die Flipside in positiv aufgeladenem, fast frühlingshaften TechHouse ergeht und so mit kleinen, mitreissenden Melodien zu später Stunde noch einmal Euphorie auf dem Dancefloor aufkommen lässt.
7 / 10  Points

Dienstag, 18. Februar 2014

Ben Anders / Mirco Niemeier [Style Rockets 033 / 035 Promo]

Das aktuelle Style Rockets 12“ Vinyl als Release mit doppelter Katalognummer und es wird nicht ganz klar, ob es sich bei dieser Variante nur um eine Teaserversion für zwei kommende Veröffentlichungen handelt oder ob das jetzt wirklich Konzept ist. Während Ben Anders auf der „Afterzombie & Bitch“-Seite nicht nur eine derzeit in der Jugendkultur extrem angesagte Modemarke verballhornt und auf trockene Bassdrums sowie kurze Vocalsnippets als Instrumente der Wahl zurückgreift, macht sich Marco Niemeier mit dem ersten Tune seiner „Poise“-Seite daran, treibenden TechHouse mit gefilterten, akustischen Gitarren, angespannt nervösen Strings und von guter Laune getriebenen Breaks zu vermählen und behält diesen sommerlichen Ansatz auch im weiteren Verlauf dieser 12“ bei, wirkt dabei aber etwas zu bemüht, um damit letztendlich voll zu punkten.
6 / 10 Points

Samstag, 15. Februar 2014

Motel - Silent Light [Familystyle Records]

Das Hamburger Label Familystyle Records wandelt auch mit seiner aktuellen Veröffentlichung, dem "Silent Light"-Album des Projektes Motel, nach wie vor auf dem schmalen Grat zwischen Ambient, Songstruktur und PostRock im weitesten Sinne. War das Vorgängeralbum der Formation Deelix noch geprägt von einem fast Roadmovie-artigen Touch verlassen Motel nun vollends den Weg der Tanzbarkeit und entdecken den Blues für sich, der viele Menschen an trüben Herbsttagen oder in Zeiten schwerer Entscheidungen überkommt. Langsam fliessend, melancholisch weich und doch fast lähmend ziehen sich die zwölf Songs (sic!) durch die Spielzeit von knapp 60 Minuten, sind zu schön zum nur Nebenbeihören, zu intensiv zum schnell Vergessen und zu wichtig um sie nicht im heimischen Plattenschrank zu haben. Must have... 

Originalveröffentlichung 07.02.2003 via nitestylez.de v1.0
Mit Dank an archive.org

Dienstag, 11. Februar 2014

Mr. Dero & Klumzy Tung - The Little Things [Tiefparterre Promo]

Mit extrem positiven Vibes zwischen Advanced HipHop und sommerlichem, zuweilen sogar auf Drum'n'Bass-Geschwindigkeit agierendem Flavor, Reggae-Einfluss und Freestyle Grooves bewegt sich das Duo aus dem Produzenten Mr. Dero und dem Londoner Rapper Klumzy Tung auf den Pfaden des Partyvibes und rockt mit vorliegender Sechs-Track-EP sowohl kleine, intime Kennerclubs als auch die örtliche Studentenparty ohne Probleme, hält dabei die Balance zwischen Untergrundaffinität und genereller Zugänglichkeit und mit dem Farina Miss-Feature „No Time To Waste“ sogar noch einen kleinen DigiSoul-Hit für die Ladies bereit. Nice one.
7 / 10 Points

Dienstag, 4. Februar 2014

Gelbart - Vermin [Gagarin Records]

Gagarin Records. Heimat von hochgeschätzten und schubladenverweigernden Musikern / Künstlern / Lichtgestalten wie – natürlich – Felix Kubin, Candie Hank, Holger Hiller, Pia Burnette, Jacques Palminger, den Anaerobic Robots und nun auch Adi Gelbart a.k.a. Gelbart, der den geneigten Hörer hier – laut Waschzettel – mit Referenzen an ProgRock, Noise, Library Music der 70er Jahre und Spiral Space Punk konfrontiert und daraus ein Album bastelt, das im positivsten aller Sinne blödsinnig, albern, ArtSchool, LoFi und so vollkommenst drüber ist, das mensch gar nicht erst umhin kommt es einfach nur zu lieben. Comic-haft werden uralte Synthesizer derart an den Rande des Wahnsinns getrieben als hätte es Skweee nie gegeben. Stereoeffekte tollen durchs Klangbild, um im weiteren Verlauf händchenhaltend über LSD-bunte Klangwiesen zu schlendern und unterhalb der 1KHz-Grenze treibt währenddessen der AgentenFunk sein Unwesen. Plötzliche, unvorbereitete Löcher im Arrangement sind ebenso gewollt wie das Gefühl, auf dem Kopfhörer zwischenzeitlich zwei Platten gleichzeitig zu hören und das die beiden Tracks der B-Seite zusammen den Soundtrack zum titeltragenden Film bilden sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Herrlicher Unfug für Menschen, für die ADHS erst noch erfunden werden muss.
10 / 10 Points

Samstag, 1. Februar 2014

Dr. NoiseM / Baden Dangit [Hard Wire Tapes Series]

THERE'S MORE TO LIFE THAN...

...Big Data - das grosse Angstwort der in den letzten 12 Monaten angelaufenen Diskussion über NSA-Affäre, Facebook- / Google-Sammelwahn, CCTV-Überwachung, Bewegungsprofile durch GPS und Nahfeldchips. Denn auch in einer Zeit, in der Das Private als Raum immer mehr in einer Auflösung gen Non-Existenz befindlich ist, gelingt es immer wieder Künstlern, sich dank geschickter Entziehungsstrategien und limitierte Auflagen ihre komplette Anonymität und Rätselhaftigkeit zu erhalten. Einer davon ist der durchaus mysteriöse Dr NoiseM, der sich dieser Tage zusammen mit dem auch als cR-teK bekannten Künstler Baden Dangit die zweite Veröffentlichung der mit Lötdraht umwickelten, so genannten Hard Wire Tapes-Serie teilt, die einer kleinen Schar von insgesamt nicht mehr als drei Handvoll am Extremgeräusch geschulter Interessierter auf jeweils 2,5 Minuten Lauflänge pro Kassettenseite ein wahres Feuerwerk an Harsh- , Industrial-, Power- und FeedbackNoize auf die Ohren feuern und dabei das gesamte Spektrum des digitalen Frequenzwahnsinns binnen kürzester Zeit ausloten. Limitiert auf insgesamt 15 Kopien weltweit – handnummeriert und nicht über die üblichen Vertriebskanäle erhältlich.