Samstag, 30. Oktober 2021

DFRNT - Fading [Echodub]

Alex Cowles a.k.a. DFRNT nun also mit seinem dritten Album, das gleichzeitig das erste auf seinem eigenen Echodub-Label ist. Von vielen als im Dubstep-Dunstkreis agierender Produzent wahrgenommen geht er jedoch mit „Fading“ weit über diese Zuordnung hinaus, verbindet fließenden AmbientDub mit DubTechno und stellt durch seine weiche Grundästhetik und den wiederholten Einsatz von zum Teil auch poppigen Vocalsamples auch Bezüge zu Balearic House her, dem typischen Sound ibizenkischer Terrassen und vieler Beachclubs weltweit, während der Dubstep- / Bassmusik-Underground mit all seinen Facetten in diesem Rahmen nur noch als weit entfernte Referenz eine Rolle spielt, was der gebotenen Qualität allerdings keinen Abbruch tut.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 09/2012

Samstag, 23. Oktober 2021

Java Guidi - Stop Dying [World On Wire]

„Stop Dying“ – allein der Titel. Kann ja was werden, spätnachts und vielleicht acht Stunden vom Abgabeschluss entfernt. „Stop Dying“ - was ist denn mit der los? Draussen ist Krieg, der Euro geht den Bach runter und in London mehren sich in dieser Nacht die Gerüchte über die Stürmung der ecuadorianischen Botschaft, in der Julien Assange Asyl gewährt wird. Und dann? Kommt Java Guidi und schlägt mir mit ihrem arschrockend reduzierten Electroclash- / SynthPop- und auch Indie-Crossover erst einmal direkt in die Fresse. Huch? Danach erobert sie mit dem zweiten Track ihres Debutalbums – „Recipe“ – mein musikalisches Herz im Sturm, auch weil in ihrer Musik Sexappeal der richtig dreckigen Sorte mitschwingt. Trüge ich nicht aus gutem Grund das Geburtsdatum der Frau meines Lebens auf dem Handgelenk würde ich Java Guidi allein aufgrund ihres Albums zumindest daten wollen. Heißer als Kap Bambino und doch in musikalisch ähnlichen Gefilden unterwegs, was besonders in der quasi-industriellen Hymne „Sick & Tired Of Love“ deutlich wird, während die soften Momente wie „Chains“ fast Dillon’esque Züge tragen. RAWR!

10/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 09/2012

Samstag, 16. Oktober 2021

Deadbeat - Eight [BLKRTZ 005]

DubTechno? Dubstep? Electronica? Oder doch irgendwo verortet in der Schnittmenge aus allen Dreien? Mit seinem achten Studioalbum, dem zweiten auf seinem eigenen BLKRTZ-Label, sitzt Scott Monteith a.k.a. Deadbeat wie gewohnt zwischen allen Stühlen und feilt geflissentlich an seiner persönlichen Verortung von Bass und Echo. Natürlich sitzt der Nachhall von Basic Channel hier mit im Boot, doch anstatt sich in bloßer Reproduktion vorhandener Strukturen zu ergehen, bricht Deadbeat diese auf, ebenso wie die Beats, holt in melancholischen Momenten – „Lazy Jane“ – sogar Sehnsucht, Pop und Vocals hervor und integriert sie auf wunderbare Weise in sein Klanguniversum das einem James Blake schwindelig werden könnte. Aber der Focus bleibt Dub und die Fortschreibung der skelettiert-digitalen Dancehall - hochelektronisch, fokussiert, allgemeingültig zeitlos und sogar mit ein paar heimlichen Clubhits im Gepäck. Gut, das.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 09/2012

Samstag, 9. Oktober 2021

Conrad Schnitzler - Zug: Reshaped And Remodeled [m = minimal]

Conrad Schnitzler’s Minimal-Schlüsselwerk „Zug“ im Remixwolf von Ricardo Villalobos und Max Loderbauer, die beide zu den zahlreichen erklärten Schnitzler-Fans dieser Welt gehören. Während der fast 20-minütige „Aktion Mix“ direkt auf die 4/4-getragenenen Dancefloors zielt und mit nur minimalsten Verschiebungen eine Spannung über die volle Laufzeit aufrecht erhält, die die Zeitwahrnehmung der Hörers komplett verzerrt und komprimiert – „Was, das läuft schon 16 Minuten ?“ -, erzielt ihr „Sorgenkind Mix“ unter Verzicht auf gerade Bassdrums einen ähnlichen Effekt und setzt statt dessen auf trockene Abstraktion und im Stereobild verteilte Sounds, die den aufmerksamen Hörer binnen Minuten in ihren Bann ziehen. Zusätzliche Remixe kommen von Borngräber & Strüver, die sich dem Thema ebenfalls von der Electronica-Seite aus nähern, und Pole, dem mit seiner dräuend-stampfenden 4-2-The-Floor-Variation ein echter Überraschungscoup gelingt.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 09/2012

Samstag, 2. Oktober 2021

o F F Love - My Love For You... Probably Love [M = Maximal]

Im Jahre 2012 noch immer mit Begriffen wie WitchHouse und ChillWave für jegliche Art verschwommen und klagend klingender, partiell elektronisch erzeugte Musik zu hantieren, sich un-googlebare Schreibweisen für Projektnamen auszudenken, ebensolche Projekte wie oOoOO (wie spricht mensch DIE eigentlich aus ???) zu remixen und zusätzlich noch eine nahezu unsägliche musikalische Wasch- und Jammerlappigkeit gepaart mit falsch verstandenem Autotune-Gebrauch an den Tag zu legen, dass es dem Rezensenten binnen Minuten die Fußnägel hochklappt, zeugt von tragischer Konsequenz oder ziemlichem Irrsinn. Da helfen leider auch die eigentlich schönen Trance-Arpeggios im oOoOO-Remix von „Close To U“, das Bemühen von Future-R’n’B als urbane Verortung und das absurd pseudoterroristische Coverartwork nicht viel, denn im Grunde genommen klingt diese Platte so wie sich ein Cocktail aus Opium, Krokodil und höllisch viel Zuckerwatte am Tag danach anfühlen muss. Extra Minuspunkte gibt es übrigens für die furchtbaren Panflöten in Track sieben und langsam frage ich mich, ob sich ein Drogencocktail-Selbstversuch mit anschließender Nahtoderfahrung zum besseren Verständnis dieses Albums hilfreich erweisen könnte. Ich will das nicht.

1/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 09/2012