Samstag, 27. November 2021

Kid606 - Lost In The Game [Tigerbeat6]

„Lost In The Game“ – der allererste Gedanke bei diesem Titel gilt natürlich Tali’s VocalDubstep-Überhymne gleichen Namens, die jedoch auf diesem Album selbstredend nicht zu finden ist. Trotzdem gibt es zumindest eine Gemeinsamkeit zwischen ihrem Hit und Miguel De Pedros mittlerweile sechzehntem Longplayer laut Discogs-Zählung: die Melodie, gern auch in der Mehrzahl. In seinen bisherigen Veröffentlichungen oft nur fragmenthaft vertreten, um kurz darauf in gern gewalttätigem Exzess wieder aufs brutalstmögliche digital fragmentiert zu werden, steht das melodische, fast intim shoegazende Moment hier im Vordergrund, verwaschene Synthieflächen treffen auf zurückgenommene und Experimental HipHop-affine Beats, wie sie sonst nur im Umfeld von Labels wie Anticon zu finden sind und strahlen eine ungewöhnliche Zärtlichkeit aus, die im Regelfall nicht zu Kid606’s dominanten Eigenschaften gehörte. Bis jetzt. Für DieHard-Fans ein krasser Bruch, für alle anderen eine Überraschung. Nicht die schlechteste, wie ich finde und wenn das so weitergeht, dürften auch Labels wie Morr Music zukünftig die Fühler nach Herrn De Pedro ausstrecken.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 09/2012

Samstag, 20. November 2021

AB Syndrom - Alles Deins [Herr Direktor]

Unhörbar. Deutscher HipHop über zerhackt schlaumeiernden Electronica- und Pseudo-NuJazz-Beats, nicht vorhandene Flows, die wie bei ersten Freestyle-Versuchen holpern, mitten im Satz und / oder unvermittelt abreissen und überhaupt in dieser Form gar nicht zu ertragen sind. Wertung gilt ehrlicherweise für die ersten zweieinhalb Songs, danach habe ich abgeschaltet. Üben!

0/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 09/2012

Samstag, 13. November 2021

The Orb featuring Lee Scratch Perry - The Orbserver In The Star House [Cooking Vinyl]

Ein Treffen der Titanen. The Orb mit Alex Paterson und Thomas Fehlmann in den Hauptrollen schon in den frühen 90ern mit „Little Fluffy Clouds“ verantwortlich für einen der ganz großen Hits der aufkeimenden Technoszene, während der mittlerweile 76-jährige Lee Scratch Perry schon 1959 seine erste Platte aufnahm und maßgeblich an der Entwicklung von Reggae und Dub beteiligt war, der natürlich auch bei diesem Album die Hauptrolle spielt. Doch während sich die ersten beiden Titel noch sehr an RootsReggae orientieren nimmt „The Orbserver...“ merklich an Fahrt auf und spätesten mit dem psychedelisch-ambienten „Golden Clouds“ wird der elektronische Einfluss mehr als deutlich und zu Offbeats und Vocals gesellen sich immer wieder klar strukturierte Loops und gerade Beats, die sich auch in der hellen Festivalsonne im Rahmen tageslichtfreundlicher DJ-Sets zweifelsfrei be- und zertanzen lassen. Und doch: es bleibt ein Reggae-Album, auch wenn es sich hier um Variante 2.0 oder 3.0 handelt. Sehr gelungen.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 09/2012

Samstag, 6. November 2021

Young Smoke - Space Zone [Planet Mu]

Neben vielem anderen ist Mike Paradinas’ Planet Mu zur Zeit wohl auch das wichtigste und vielleicht einzige Footwork-/Juke-Label in Europa und legt nun mit einem weiteren Album nach. Diesmal ist es der 18-jährige Young Smoke, der den freshesten Sound seiner Heimatstadt Chicago in voller Länge repräsentieren darf und schon nach wenigen Tracks wird klar, dass seine Footwork-Variante einen neuen Ansatz verfolgt. Statt sehr frei und abstrakt assozierter Beats und Soundschichtungen spielt hier die Halftime-Snare eine tragende Rolle. Ruhe statt Hektik, dazu Science Fiction-orientierte Synthesizer-Pads, aus Computerspielen entlehnte Bleeps und futuristische Sounds, die auch im Unterwasserkosmos des Drexciya’schen Detroit Electro von entscheidender Bedeutung waren. Young Smoke jetzt schon auf eine Stufe mit diesem legendären Projekt zu stellen, wäre wahrlich verfrüht, aber mit seinem konzeptuellen Ansatz und der stringenten Soundästhetik auf „Space Zone“ hat er das Zeug dazu, im hermetisch geschlossenen Footwork-Kosmos in Zukunft eine ähnliche Sonderrolle einzunehmen, die einen Ausflug in John B.-artige Electro’n’Bass-Gefilde wie bei „Korrupted Star“ ebenso rechtfertigt wie die schmierigen Schmusefunk Vocals in „Believe In Me“.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 09/2012