Montag, 27. März 2017

Various Artists - Opensource.Code [Source Records / EFA]

Die Technobewegung  wird alt. Diese Tatsache lässt sich weniger an fehlender Weiterentwicklung oder Innovationsverlust ablesen, sondern an den sich häufenden runden Labeljubiläen. Nun hat es auch Source Records um David 'Move D.' Moufang und Jonas Grossmann erwischt, die mit ihrem Anspruch 'einfach gute Musik' zu veröffentlichen mittlerweile auf eine zehnjährigen Geschichten zurückblicken können. Der sympathische Ansatz veranlasst die beiden jedoch nicht dazu, sich auf den erreichten Erfolgen auszuruhen und diese mit grossem Brimborium zu feiern. Stattdessen lassen sie die gute Musik für sich sprechen und setzen in Zusammenarbeit mit Ableton die hauseigene Compilation-Reihe "Opensource" fort. Vertreten ist die Creme de la Creme internationaler Clubmusikminimalisten, zu der unter anderem Akufen, Jan Jelinek, Move D., Thomas Brinkmann und Monolake zählen. Diese entwerfen ein Homelistening-taugliches Gesamtbild, dessen Spektrum sich zwischen warmer Ambienz und Clicktechno auffächert und damit zu den Favoriten des Monats gehört.

Gastreview für FLYER Hamburg , veröffentlicht in 09.2002

Mittwoch, 22. März 2017

LXC - Strukturbruch E.P. [Phantomnoise Records]

Nicht nur unser Nachbarland Frankreich hat in Sachen futuristischem Dark Jungle einiges zu bieten, auch aus deutschen Landen erreichen uns mittlerweile Produktionen, die sowohl soundästhetisch wie auch produktionstechnisch in der oberen Liga mithalten können. Bestes Beispiel dafür ist die vorliegende 12" aus dem Umfled des in Leipzig beheimateten Imprint Phantomnoise Records, dessen vierte Veröffentlichung den legendären Strukturbruch-Parties Reminiszenzen erweist, deren musikalischer Schwerpunkt im Grenzbereich von Drum'n'Bass und Breakcore anzusiedeln ist. Mit zwei durchaus clubtauglichen Tracks sowie vier Drum'n'Bass-orientierten Locked Grooves und einem Ausflug in düstere Elektronikgefilde präsentiert sich LXC auf seiner Debutveröffentlichung der interessierten Öffentlichkeit und sorgt damit für eine tanzende Crowd auf advancedten Dancefloors. Nice one.

Gastreview für FLYER Hamburg , veröffentlicht in 07.2002

Donnerstag, 16. März 2017

City Nord feat. Paolo 77 - Alle Rechte Vorbehalten [Chinchilla Recordings / Motor]

Es sommert und das spürt mensch auch in Hamburg City. Sommerlich entspannt kommt die hanseatische HipHop-Formation City Nord daher, geht mit extrem relaxten, aber dennoch clubtauglichen Beats and den Start und liefert mit "Alle Rechte Vorbehalten" einen heissen Kandidaten für die Jeep-Soundsystems der autofahrenden Homies. Doch so harmlos die Beats auch klingen mögen,lassen Felix XL und Paolo 77 mit ihrem Statement zum aktuellen Stand der HipHop-Textkultur nicht wirklich ein gutes Haar an ihren Mitbewerbern auf dem Markt und landen mit wortwitzigen Punchlines wie '... Ihr fresst Buchstabensuppe und kotzt danach nen Text aus...' auf den vorderen Plätzen der HipHop-Favoritenskala, zumal der Hörer hier von egomanischem Zentralismus verschont bleibt. Wie sacht man so schön in Hamburg? Da geht was...

Gastreview für FLYER Hamburg , veröffentlicht in 07.2002

Freitag, 10. März 2017

Various Artists - Pete Rivera presents: For Adults Only 2 [Lounge Records / PP Sales]

Die Lounge in der Gerhardstrasse zu Hamburg - Heimat von Pete Riveras wöchentlicher "For Adults Only"-Clubnacht sowie Dreh- und Angelpunkt vieler Aktivitäten in Sachen stilvoller Musik mit Schwerpunkt House, NuJazz und Latin. Passend zur Clubnacht und genau ein Jahr Veröffentlichung der ersten Zusammenstellung für Musikliebhaber im Erwachsenenalter legt Pete Rivera nun seine zweite Mixcompilation nach, verschmilzt stilsicher Tracks von renommierten Artists wie Schnute, Nick Holder und seinem eigenen Rivera Rotation-Projekt zu einem warmen, sommerlich angehauchten DJ-Set, das nicht nur eingefleischten Lounge-Gängern die Hüften rotieren lässt. Doch die Lounge wäre nicht die Lounge, wenn sich die musikalische Melange rein auf DJ-orientiertes Material beschränkte - mit Joe Bataans "Special Girl" und "Monkey See, Monkey Do" aus der Feder des New Swing Sextet gibt es auch erstklassiges Songmaterial auf die Ohren. Nice.

Gastreview für FLYER Hamburg , veröffentlicht in 06.2002

Freitag, 3. März 2017

Lawrence - s/t [Ladomat 2000 / Zomba]

Popambient. Eigentlich ein Begriff, der vorwiegend der Kölner Schule vom Schlage eines Wolfgang Voigt oder zuweilen auch Markus Günther zugeschrieben wird. Doch auch das kühle Hamburg  findet mehr und mehr Gefallen an der immer melancholisch wirkenden Form des reduziert-minimalen Clicktechnohousehybriden und dazugehörigen sanften Flächen, die zuweilen mehr das Ohr stimulieren denn die Beine zum Tanzen bewegen. Aber das ist gar nicht schlimm, denn gefeiert wird heutzutage eh nicht mehr so heftig wie früher. So ist es dann auch eher angenehm, dass Lawrence - den ganz alten Hasen auch noch als Drum'n'Bass-Recke Spy oder im 4/4-Takt als Spicy Pete bekannt - das Tempo gern einmal fast auf HipHop-Geschwindigkeit zurückschraubt, die Beats auch einmal ganz vernachlässigt oder mit im Vordergrund stehenden Chord- und Flächenkonstruktionen vom Betanzen seines immer noch clubtauglichen Sounds abhält. Der 'Aha'-Moment der norddeutschen Tanzmusikkultur, weit abseits von dem berüchtigten House- / Trance-Vorurteils, das dieser unserer Hansestadt immer noch gern angehängt wird.

Gastreview für FLYER Hamburg , veröffentlicht in 06.2002