Donnerstag, 26. Februar 2015

The Boy Group - Big Bottom / Mathematically [Enduro Fantasy Enforcement]

The Boy Group - Hamburg's new Versammlung of Wunderkinder. Moritz Love, Christian Harder und Viktor Marek allesamt Geschöpfe aus dem Umfeld des gemeinhin als Kreativzelle verschrieenen Golden Pudel Club, haben sich nun also im Dreiergespann formiert, um dem angesagtesten UK-Sound Paroli zu bieten und die deutsche Antwort auf Grime zu liefern. Zwei kongeniale Symbiosen aus synkopierten Beats, Gangsterattitude und fetten Basslines treffen auf hysterische Lyrics in bester Rocky Horror Picture Show-Manier, persiflieren sich quasi selbst - "I'm not the german singer, i'm not the german swinger, i'm not the german FBI, i'm not the german CIA..." - und treten im gleichen Moment auf dem Tanzflur derartig Arsch, das einem Angst und Bange werden kann. Absolut hitverdächtiger Scheiss, der eigentlich auf obere Chartpositionen gehört, dort aber wohl nie angelangen wird.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 08.05.2005

Freitag, 20. Februar 2015

Guapo - Black Oni [Ipecac]

Dunkel dräuende Gitarrenwände, manische Schlagzeugattacken und dazwischen immer wieder kurze, strukturiert scheinende, ambiente Passagen sind die Hauptkennzeichen des Guapo-Longplayers "Black Oni", dem sechsten Release des Londoner Trio Guapo. Die Gesamtlaufzeit von knapp 45 Minuten ist unterteilt in fünf Abschnitte - betitelt I, II, III, IV, V - , die zusammen einen hörintensiven Soundtrack zu einem Phänomen bilden, das mensch ohne weiteres als Urban Angst bezeichnen könnte. Postnukleare Apokalypse, das Schweigen nach dem Zusammenbruch oder einfach ein Spaziergang durch die verfallende Ruinen einstiger Industriegebiete - potentielle Szenarien, die durch "Black Oni" durchaus musikalisch unterlegt werden könnten. Wem bei dieser Beschreibung nun das vorletzte Fantomas-Album "Delirium Corda" in den Sinn kommt, liegt mit dieser Assoziation nicht falsch und mit dieser erschliesst sich dann auch der Kreis der Konsumenten, der an "Black Oni" Gefallen finden wird.  

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 02.05.2005

Freitag, 13. Februar 2015

Nudge - Cached [Kranky]

Indietronica also - ein Genre, mit dem mensch durchaus seine Schwierigkeiten haben darf. Eben und vielleicht auch gerade dann, wenn dieses gepaart mit Elementen aus Funk, freejazzigen Eskapaden und eher experimentellen Rock-/Noisecollagen auftritt. Genau diese Kombination kommt im neuen Album von Nudge zum Tragen, einer Formation die mit ihrem "Cached" betitelten Werk schon den dritten Longplayer abliefert, sich aus Mitgliedern von Bands wie Jackie-O Motherfucker und Fontanelle zusammensetzt und auch schon Tracks für das von Kid606 betriebene Label Tigerbeat6 abgeliefert hat. Doch trotz dieser hochkarätigen Referenzen wirkt das Grundprinzip von "Cached" zerfahren, dahingewürfelt, sperrig und anstrengend, keiner der insgesamt neun Tracks erschliesst sich dem Konsumenten wirklich und auch nach mehreren Hördurchgängen findet sich nicht wirklich ein roter Faden. Konzeptmusik für Kopfmenschen.  

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 27.04.2005

Freitag, 6. Februar 2015

Hacienda - Skip and his Elephant [Ministry Of Sound]

Elektropop ist kein Schimpfwort. Soviel steht fest. Hacienda, vor vier Jahren noch eher im NuJazz/BrokenHouse/Freestyle-Umfeld unterwegs, kommen im Mai mit einem neuen Album an den Start und überzeugen den Rezensenten schon mit dem zweiten Tune "H.A.C.I.E.N.D.A." vollends von den Qualitäten des neuen Longplayers. Selten wurden Sprachcomputer, Female Voices und Elektrobreakbeats so charmant vereint wie in diesem Tune, der innerhalb von 30 Sekunden ein derart fettes Lächeln auf Gesichter zu zaubern mag, die kurz vorher noch in tiefer Traurigkeit geschwelgt haben. Auch der Folgetrack "Like You", dem mit Caitlin Devlin of ELK/Elektrochemie LK-fame ihre Stimme verleiht, knüpft an die positive Stimmung an, wendet sich musikalisch jedoch so weit in Richtung 80'ies-Pop [remember Kim Wilde oder Kim Appleby???], das dieser Song - bewusst nicht: Track, da dieser Begriff ja doch immer noch den zwingenden Funktionalitätskontext der Unvollständigkeit im Rahmen eines DJ Sets impliziert, während "Like You" als Song/Lied durchaus Radioqualität besitzt und auch eigenständig ohne genannten Rahmen Magie zu entfalten vermag - schon beim ersten Hören vertraut wirkt wie ein alter Freund. Im gleichen Kontext geht es weiter, 64 Minuten Spass und gute Laune ohne Ende. Unmöglich, dieses Album nicht zu mögen... .  

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 27.04.2005