Mittwoch, 12. August 2020

THERE'S MORE TO LIFE THAN...

…Post... -whatever: PostDubstep, PostStep oder deren Derivate Skweee, Wonky und Aquacrunk, die mehr als maßgeblich zur Verwässerung eines Genres beitragen dessen kreativer Zenit in den Augen des Verfassers dieser Zeilen seit mehr als einem halben Jahrzehnt überschritten scheint. Und doch gibt es sie, die vereinzelten Ausnahmen in denen Dubstep als Ausdruck der urbanen Paranoia in seiner reinen, reduzierten Form auch dieser Tage noch seinen Weg via 12“ Vinyl auf die Plattenteller der Clubs findet.

So zelebriert beispielsweise Infra auf seiner im April erschienenen „Inside The Cold Mountain EP“ auf F4TMusic ein beklemmendes, hyperskelettiertes SciFi-Szenario in drei Akten, das in seinen grossen Momenten ein ähnliches Schaudern hervorruft wie zuletzt Distance anno 2007 mit seinem via Planet µ erschienenen Werk „My Demons“. Gerade der Titeltrack mit seiner nahezu statischen Sinusbassline und das futuristische „Propulsion“ bestechen durch ihre Fokussierung auf athmosphärische Dichte ohne sich in unnötiger Effekthascherei zu verlieren. Purismus für die dunklen Stunden der Nacht.

Auf ähnlich geartetem Terrain bewegen sich überraschenderweise auch Ulterior Motive mit ihrem auf Metalheadz veröffentlichten „Elephant Tune“, der als statischer SciFi-Roller den Sound des nie zu vernachlässigenden Labels in Richtung Dubstep öffnet, während das A-seitige „Right Here“ die Drum'n'Bass-Szene vermittels tiefgehend-verführerischer Female Vocals, schwarztunnelnder Basslines am unteren Ende des hörbaren Spektrums und konsequent klapperndem Beatfeuer aufmischt. Funktioniert nur auf wirklich exzellent eingestellten Anlagen und fordert per se einen zweifachen Rewind. Killer.

Selbst der seit geraumer Zeit aus meinem persönlichen Fokus verschwundene Skream sorgt dieser Tage wieder für Überraschungen, hebt doch „Kingpin“ - eine Studiokooperation mit DJ / Producer Friction sowie den Grime-assoziierten MCs P Money, Scrufizzer und Riko Dan – das noch recht frische Drum'n'Grime-Genre auf ein neues Level und liefert allen DJs eine massive Hymne für jeden Rave, gegen die der flipseitige Calyx & Teebee Remix trotz unbestrittener Dancefloor-Funktionalität doch wesentlich abfällt.

Seit jeher in Future Garage-Gefilden verortet ist das von Doc Daneeka betriebene Imprint Ten Thousand Yen, das dieser Tage mit seiner siebten Veröffentlichung aufwartet. Verantwortlich für beide Tracks der 12“ zeichnet Xxxy, der mit „Progression“ einen Synthie-beladenen Crossover zwischen TechHouse und eben genanntem Future Garage liefert, während „Thinking 'Bout“ mit elektroidem Swing dem neuzeitlichen Garage-Sound alle Ehre macht, durch perfekt bearbeitete Vocal-Snippets betört und natürlich auch im unteren Bassbereich ordentlich drückt. File under: 23rd Century Swing.


Gastkolumne für Fazemag, Ausgabe 06/2013

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