Freitag, 17. April 2015

Jullander - Reworks & Continuations [Sunday Service LP 06]

Für Anfang Juli angesetzt ist die nächste Veröffentlichung des Hamburger Labels Sunday Service, das sich wie gewohnt als sichere Bank im Dunstkreis von Indietronica, leicht postrockigen Attituden, melancholisch getragenem Leftfield-Pop und letztendlich auch knusprig elektronischen Remixen erweist, die zuweilen auch auf den Tanzflur schielen. Fünf dieser erwähnten Remixe, die sich alle auf das in 2003 erschienene Jullander-Album "Interiors" beziehen, findet der geneigte Konsument auf vorliegender 12"/EP. Lawrence macht mit seiner Bearbeitung des Songs "Die Yamanote-Linie" eigentlich alles wie immer - also gewohnt gut - verliert sich allerdings noch weiter in verträumt-nebligen Strukturen als sonst und somit den Clubkontext ein wenig aus den Augen - Soundtrack House? Thomas Leboeg (u.a. Member of Kante & Iso68) verwandelt "Behind The Scenes" in netten, romantischen Vocoderhouse für die späten Stunden und Jörg Theurer spielt in seinem gemorphten "Apres Dance" ebenso geschickt mit ravigem Elektrohouse und überraschend gesetzten Breaks wie mit der deutschen Sprache und fügt dem Aspekt Betanzbarkeit noch den Zusatz Humor hinzu.  The Montana Files liefern im Anschluss "Luther, reformiert" in einer sympathisch nebligen KifferHop-Variation ganz im Sinne der ersten Pudel Produkte und Julies Etienne ergeht sich in "Der Tragödie erster Teil" in der überbordenden Nettigkeit von plinkernden Gitarren und seichter Elektronik was durchaus nett klänge - ohne den leiernden Gesang... Hier wäre eine Instrumental-Version die richtigere Wahl gewesen, aber ein schwacher Track von insgesamt fünf ist immer noch eine mehr als akzeptable Quote.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 13.06.2005

Sonntag, 12. April 2015

finn. - The Ayes Will Have It [Sunday Service LP 07]

finn. also. Der Mann mit dem Punkt hinter seinem Alias heisst eigentlich und im richtigen Leben Patrick Zimmer und veröffentlicht im August sein zweites Album auf Sunday Service, den Nachfolger zu "Expose Yourself To Lower Education" und der dazugehörigen Remix-12" "Expose Yourself To Disco Education". Sein neuer Longplayer trägt den Titel "The Ayes Will Have It" , serviert insgesamt elf warme, melancholische und stets leicht unscharfe Songs, die im guten Sinne Pop sind, und sollte sich dank seiner langsamen Getragenheit eigentlich zu einer perfekten Herbstplatte entwickeln, obwohl der Gedanke an prasselndes Kaminfeuer, Rotwein und schneidenden Nordwestwind bei zur Zeit ungefähren 35 Grad in der Dachwohnung des Schreibers dieser Zeilen einen durchaus hohen Grad an Abstraktionsvermögen erfordert. Der Haken an diesem schönen Stück Popmusik: finn.'s zerbrechliche Stimme funktioniert nicht auf Anhieb sondern erfordert ein wenig Geduld, Zeit und vor allem Ruhe, um in den Ohren des potentiellen Konsumenten mit den vielschichtigen Klangwelten der einzelnen Songs zu verschmelzen. Nichts also für die Ringtone-Generation sondern Musik für die Erwachsenenwelt.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 13.06.2005

Montag, 6. April 2015

Saalschutz / The Dance Inc. - Never Mind The Remix [Audiolith]

Das Hamburger Label Audiolith, seines Zeichens zuständig für irgendwie alles was zwischen Elektroclash, Dancefloor, Synth-Einflüssen und Bandprojekt passieren kann, präsentiert sich auf seiner aktuellen 12" ein wenig inzestuös. Saalschutz remixen The Dance Inc. und umgekehrt, Erstgenannte werden auf einem weiteren Track von Stina Galaxina um Rhymes&Shouts ergänzt und schlussendlich darf sich Hamburg's Lieblingswonderkind Christian Harder noch einmal über den Track "Collecting Missing Pieces" - im Original von The Dance Inc. - hermachen und diesen nach seinem Gusto ummodeln. Das Ergebnis aller dieser Kollaborationen und Remixarbeiten klingt wie mensch es von einem Audiolith-Release erwarten kann - immer ein wenig trashig, haarscharf am Hit vorbei und gerade dadurch charmant. Das Crossoverpotential ist gewaltig und vom verhaltenen Schmunzeln bis hin zur ausrastenden Crowd ist alles möglich. Sehr sympathisch. PS: Kann mensch allerdings auch so richtig Scheisse finden, wenn einem der entsprechende Humor fehlt.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 15.05.2005

Dienstag, 31. März 2015

Piepshow Compilation #00 - DJ-Set Der Afterhour im KitKatClub Berlin [Highball Music]

Der KitKatClub zu Berlin ist seit Anbeginn seines Bestehens ein Ort der Freizügigkeit - sowohl im musikalischen als auch im sexuellen Sinne, denn lustvolles und lustbewusstes Feiern bis in den Morgen hinein steht hier auf dem Programm. In den frühen Morgenstunden eines jeden Sonntags startet seit über zehn Jahren die Piepshow als offizielle Afterhour des KitKat-Wochenendes und auch hier wird Wert auf intensive musikalische Erfahrung und animierende Sounds gelegt, die nun nach einer Dekade des Exzesses erstmalig in Form einer CD-Compilation auch den Nicht-KitKat-Gängern zugänglich gemacht werden. Im Dreiergespann mixen sich die KitKat-Residents DJ Flash, Qualle und Sereno hier durch 18 Tracks, die sich auf dem musikalischen Grat zwischen treibendem Techno, pumpendem Progressive und dem von Corvin Dalek geprägten Hot & Wet-Sound bewegen. Letztgenannter ist auf der Piepshow-Compilation selbstredend vertreten, ebenso wie Eiven Major, Russian Roulette und Robert Natus' & Arkus P.'s Floorburner "Hardcore Salsa" sowie diverse Eigenproduktionen aus dem weiteren KitKat-Umfeld, die in dieser Kombination eine durchaus runde Mischung ergeben. Macht sich gut in jeder Sammlung und liefert vor allem dem Nicht-Vinylisten eine spannende Zusammenstellung von Tracks, die mehr Wert auf musikalische Qualität als auf ein liebloses Zusammenschustern von Hits legt. Lässt sich im Gegensatz zu vielen anderen Compilations mit kurzer Halbwertszeit wahrscheinlich auch in fünf Jahren noch gut anhören... Nice one.
 

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 15.05.2005

Donnerstag, 19. März 2015

Why? - Sanddollars E.P. [Anticon.]

Yoni Wolf - bisher im Alleingang unter dem Alias "Why?" unterwegs - kommt nun also als Frontmann eines vierköpfigen Indie-/Folk-Hop-Quartets, das unter gleichem Namen agiert. Dem im Sommer erscheinenden Longplayer der Formation wird als Teaser die vorliegende 8-Track E.P. vorangestellt, die Why?'s neuen Sound schon vorab grob umreisst: Sprechgesang auf der Grenze zum beschleunigten Erzählerstil über quasi auskomponierten Songstrukturen mit echten Hooklines, die zuweilen an ziemlich spacigen California Surfrock erinnern. Echte HipHop-Beats spielen nur noch eine Nebenrolle und dem ein oder anderen AbstractHipHop-Head wird das wohl ein wenig zu far out sein, allerdings erschliesst sich in der Fusion der genannten Genres ein neues, interessantes Feld, dessen weitere Beobachtung sich lohnt.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 10.05.2005

Donnerstag, 12. März 2015

Noiseshaper - Rough Out There [Echo Beach]

Musik für den Sommer. Auch wenn diese Einschätzung - gerade in Bezug auf Reggae-/Dub-beeinflusste Musik - mehr als nur ein bischen klischeehaft klingt, schafft die Formation Noiseshaper um Axel Hirn und Flo Fleischmann, hier unterstützt von diversen Vocalisten, mit ihrem dritten Album seit Gründung der Band trotz tonnenschwerer Bässe ein nahezu perfekt sommerliches Szenario, zu dem sich perfekt der ein oder andere Cocktail in der nächsten Strandbar geniessen lässt. Genau dieses Crossover-Potential mit einer gegebenen Radiokompatibilität im Klangbild ist es auch, die in den Augen mancher Dub-Fundamentalisten zum selbst gelegten Stolperstein des vorliegenden Noiseshaper-Albums werden könnte. Denn obwohl die beiden Protagonisten musikalisch dem Konzept von Dub, Dubhouse, Steppers und Dancehall vollkommen treu bleiben, wirkt die Produktion an manchen Stellen etwas zu glattgebügelt und lässt eine gewisse Dreckigkeit vermissen, die Dub als Genre seinen Reiz verleiht.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 08.05.2005

Freitag, 6. März 2015

Sanomat - Duck Hunt [DJF Southcoast]

Das legendäre Kölner Acidlabel DJungle Fever unter der Leitung von Dr. Walker gebiert dieser Tage eine neue Subdivision, die sich - so zumindest das bis jetzt bekannte Konzept - der humorvollen Seite von Acid widmen wird. Das erste Release des DJF Southcoast betitelten Imprints kursiert dieser Tage als Whitelabel und beherbergt vier Tracks des Club Camouflage-Residents Sanomat, die sich absehbar für längere Zeit in den Plattenkisten der Republik einnisten werden. Während sich die A-Seite musikalisch an Clubacid der Zeit um 1995/1996 herum orientiert und zuweilen Erinnerung an Steve Mason's DJ-Sets jener Tage weckt ist es vor allem der Track B2, der die humoristische Seite des Labels zum Ausdruck bringt. Über minimalen Korsett im Poker Flat-Style und einer knarzig jackenden Bassline wird die "Heaven a place on earth"-Hookline irgendeines 80er-Überhits einer massiven Hall- und Filterattacke unterzogen, die jeden Dancefloor in Bewegung versetzt.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 02.05.2005

Donnerstag, 26. Februar 2015

The Boy Group - Big Bottom / Mathematically [Enduro Fantasy Enforcement]

The Boy Group - Hamburg's new Versammlung of Wunderkinder. Moritz Love, Christian Harder und Viktor Marek allesamt Geschöpfe aus dem Umfeld des gemeinhin als Kreativzelle verschrieenen Golden Pudel Club, haben sich nun also im Dreiergespann formiert, um dem angesagtesten UK-Sound Paroli zu bieten und die deutsche Antwort auf Grime zu liefern. Zwei kongeniale Symbiosen aus synkopierten Beats, Gangsterattitude und fetten Basslines treffen auf hysterische Lyrics in bester Rocky Horror Picture Show-Manier, persiflieren sich quasi selbst - "I'm not the german singer, i'm not the german swinger, i'm not the german FBI, i'm not the german CIA..." - und treten im gleichen Moment auf dem Tanzflur derartig Arsch, das einem Angst und Bange werden kann. Absolut hitverdächtiger Scheiss, der eigentlich auf obere Chartpositionen gehört, dort aber wohl nie angelangen wird.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 08.05.2005

Freitag, 20. Februar 2015

Guapo - Black Oni [Ipecac]

Dunkel dräuende Gitarrenwände, manische Schlagzeugattacken und dazwischen immer wieder kurze, strukturiert scheinende, ambiente Passagen sind die Hauptkennzeichen des Guapo-Longplayers "Black Oni", dem sechsten Release des Londoner Trio Guapo. Die Gesamtlaufzeit von knapp 45 Minuten ist unterteilt in fünf Abschnitte - betitelt I, II, III, IV, V - , die zusammen einen hörintensiven Soundtrack zu einem Phänomen bilden, das mensch ohne weiteres als Urban Angst bezeichnen könnte. Postnukleare Apokalypse, das Schweigen nach dem Zusammenbruch oder einfach ein Spaziergang durch die verfallende Ruinen einstiger Industriegebiete - potentielle Szenarien, die durch "Black Oni" durchaus musikalisch unterlegt werden könnten. Wem bei dieser Beschreibung nun das vorletzte Fantomas-Album "Delirium Corda" in den Sinn kommt, liegt mit dieser Assoziation nicht falsch und mit dieser erschliesst sich dann auch der Kreis der Konsumenten, der an "Black Oni" Gefallen finden wird.  

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 02.05.2005

Freitag, 13. Februar 2015

Nudge - Cached [Kranky]

Indietronica also - ein Genre, mit dem mensch durchaus seine Schwierigkeiten haben darf. Eben und vielleicht auch gerade dann, wenn dieses gepaart mit Elementen aus Funk, freejazzigen Eskapaden und eher experimentellen Rock-/Noisecollagen auftritt. Genau diese Kombination kommt im neuen Album von Nudge zum Tragen, einer Formation die mit ihrem "Cached" betitelten Werk schon den dritten Longplayer abliefert, sich aus Mitgliedern von Bands wie Jackie-O Motherfucker und Fontanelle zusammensetzt und auch schon Tracks für das von Kid606 betriebene Label Tigerbeat6 abgeliefert hat. Doch trotz dieser hochkarätigen Referenzen wirkt das Grundprinzip von "Cached" zerfahren, dahingewürfelt, sperrig und anstrengend, keiner der insgesamt neun Tracks erschliesst sich dem Konsumenten wirklich und auch nach mehreren Hördurchgängen findet sich nicht wirklich ein roter Faden. Konzeptmusik für Kopfmenschen.  

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 27.04.2005

Freitag, 6. Februar 2015

Hacienda - Skip and his Elephant [Ministry Of Sound]

Elektropop ist kein Schimpfwort. Soviel steht fest. Hacienda, vor vier Jahren noch eher im NuJazz/BrokenHouse/Freestyle-Umfeld unterwegs, kommen im Mai mit einem neuen Album an den Start und überzeugen den Rezensenten schon mit dem zweiten Tune "H.A.C.I.E.N.D.A." vollends von den Qualitäten des neuen Longplayers. Selten wurden Sprachcomputer, Female Voices und Elektrobreakbeats so charmant vereint wie in diesem Tune, der innerhalb von 30 Sekunden ein derart fettes Lächeln auf Gesichter zu zaubern mag, die kurz vorher noch in tiefer Traurigkeit geschwelgt haben. Auch der Folgetrack "Like You", dem mit Caitlin Devlin of ELK/Elektrochemie LK-fame ihre Stimme verleiht, knüpft an die positive Stimmung an, wendet sich musikalisch jedoch so weit in Richtung 80'ies-Pop [remember Kim Wilde oder Kim Appleby???], das dieser Song - bewusst nicht: Track, da dieser Begriff ja doch immer noch den zwingenden Funktionalitätskontext der Unvollständigkeit im Rahmen eines DJ Sets impliziert, während "Like You" als Song/Lied durchaus Radioqualität besitzt und auch eigenständig ohne genannten Rahmen Magie zu entfalten vermag - schon beim ersten Hören vertraut wirkt wie ein alter Freund. Im gleichen Kontext geht es weiter, 64 Minuten Spass und gute Laune ohne Ende. Unmöglich, dieses Album nicht zu mögen... .  

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 27.04.2005

Freitag, 30. Januar 2015

Ripley - Ich Bin Defekt [Death$ucker Records 7.0]

Nach längerer Wartzeit erscheint auf dem in Bristol [sic!] angesiedelten Breakcore-Imprint Death$ucker Records endlich die schon seit einiger Zeit angekündigte Mix-CD der US-amerikanischen DJane Ripley, die sich hier mit sage und schreibe 38 Tracks durch das gesamte Spektrum von DarkJungle bis Breakcore mixt. Aufgenommen in Brooklyn/NYC von wo aus sie mittlerweile ins beschaulichere Oakland übersiedelte, spiegelt "Ich Bin Defekt" - inspiriert wurde der Titel nebenbei von einem ausser Betrieb genommenen Kinderspielzeug vor einem Geschäft in Rostock bei einem Deutschlandgastspiel Ripley's im letzten Jahr - die musikalische Bandbreite der hyperaktiven DJane wieder,deren Vielfalt immer wieder überrascht. Doch nicht nur die Selection überzeugt, sondern auch der Ansatz hinter ebendieser - neben ihren persönlichen Favorites wie z.b. Buccaneer f. Bounty Killer & TDK's "Real Badman", Current Value's "These Engines" oder Istari Lasterfahrer's "Brainwashed" finden sich in grosser Zahl Releases aus dem näheren oder weiteren weltweiten Umfeld der Amerikanerin, die auf diese Weise einer grösseren, nicht an Vinyl gebundenen Hörerschaft zugänglich gemacht werden.Vertreten sind unter anderem Tracks von Labels wie Mashit Records, Junk, Death$ucker, Broklyn Beats oder dem rätselhaften Pro.Atomkrieg-Imprint, sowie Artists wie Kid 606, Donna Summer, EOSS, Aphasic und andere, die in dieser hochexplosiven Kombination zu einem wahren Tour De Force-Ritt durch einen grossen Teil der aktiven Breakcore/DarkJungle-Szene zusammenamalgamiert werden, der sich im Ganzen erst beim zweiten oder dritten Hören voll erschliesst und gerade deshalb zu den empfehlenswerten Tonträgern gehört, zumal es gerade in diesem Genre viel zu wenig Compilations gibt, die auch dem Genre-Einsteiger einen Überblick über das Geschehen in dieser doch sehr abseits der normalen Berichterstattung im musikalischen Untergrund agierenden Szene geben. Kauftip!

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 11.04.2005

Sonntag, 25. Januar 2015

Rivera Rotation - Sunrise & Rainbow [Lounge Records]

Nach vier 12"-Veröffentlichungen und unzähligen Compilationbeiträgen präsentiert Pete Rivera a.k.a. Rivera Rotation - seines Zeichens u.a. verantwortlich für die Compilationserien "For Adults Only" und "Music For Modern Living" - nun sein erstes Artistalbum. Fast erwartungsgemäss bewegt sich der Longplayer mit seinen insgesamt dreizehn Tracks in einem musikalischen Spektrum zwischen gechillten Downbeat-Tracks, Loungemusic im positivsten aller Sinne, und zurückgelehnten Housegrooves - beides Varianten der elektronischen Tanzmusik, die sich auch in den DJ-Sets des Wahlhamburgers stets wiederfinden und diese, gerade auch wegen ihrer zuweilen eigenwilligen Brüche, die Eklektizismus mit Tanzflächentauglichkeit verbinden, stets zu einem Erlebnis machen.  Und auch der Mensch Pete Rivera offenbart sich dem Wissenden in all seiner Gemütsruhe und Freundlichkeit in diesem Album, doch das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden...

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 10.04.2005

Freitag, 16. Januar 2015

Ben Human - The Out Of Towner [Unique]

Ben Addison a.k.a. Ben Human nun also mit seinem zweiten Longplayer auf dem Düsseldorfer Imprint Unique Records. Produziert von Michael Scheibenreiter of Phoneheads-fame und mit Guest-Apperances von Artists wie DJ Rafik (3facher ITF-Weltmeister), DJ Dr. Ben und Scott Adison führt Ben Human den geneigten Konsumenten binnen einer knappen Stunde Spielzeit durch 17 Episoden seiner Welt.
Diese präsentiert sich zum grossen Teil sehr funky, organisch, gebrochen und irgendwo dort angesiedelt wo TripHop aufhört, Downbeat betanzbar wird und neben dem obligatorischen Martini auch ein gepflegter Cocktail immer gern gesehen ist. Falsch jedoch, wer hier den überstrapazierten Begriff "Loungemusic" zu benutzen gedenkt - zu sehr stellt Ben Human mit Tracks wie "Angry Computer" seine Dancefloor-Affinität unter Beweis, flirtet mit dem "Werewolf Break" leicht mit dem Westlondon Sound und lässt selbst einen Groove, der mit Patrick Pulsinger's legendären "City Lights" auf Compost die melancholische Grundstimmung teilt, noch in einem tanzbaren Gewand erscheinen. Insgesamt gelingt Ben Human mit "The Out Of Towner" vielleicht kein grosser Schritt in neue musikalische Welten, aber ein sehr angenehmes Album dessen Qualitäten sich erst über einen Konsumzeitraum von Jahren wirklich herauskristallisieren 


Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 05.04.2005

Freitag, 9. Januar 2015

Jean The Ripper - Ready To Die E.P. [Highball]

Die Grauzone der "Tekkno meets Hardcore"-Zwischenwelt ist um ein neues Producertalent reicher, das mit der "Ready To Die E.P." auf Highball sein Debut feiert. Geheimnisumwittert wie seine schlitzende Fast-Namensverwandtschaft ist über Jean The Ripper bisher nicht viel zu erfahren: blutjung soll er sein und irgendwo in Berlin ansässig. Mehr Informationen gibt es nicht. Passt ja, denn schliesslich ist auch Techno vor Jahren als kompromisslose Musik einmal gegen Personenkult und Popstartum angetreten. Kompromisslos ist auch hier das richtige Stichwort, denn Jean The Ripper wandelt stilsicher auf dem schmalen Grad zwischen noch Tekkno - in diesem Fall bewusst in der alten Schreibweise der early 90's - und fast schon Hardcore, überzeugt dabei vor allem auf dem B2 Track "Across The Stars" mit Einfallsreichtum und Humor und macht auf der Tanzfläche keine Gefangenen. Harte und gerechte Maschinenmusik für schweissnasse Körper...

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 03.04.2005

Donnerstag, 1. Januar 2015

Fantomas - Suspended Animation [Ipecac]

Fantomas, die Experimental-Supergroup unter der Leitung von Mike Patton (Ex-Faith No More), veröffentlicht mit "Suspended Animation" ihr viertes Studioalbum, das in vielen Punkten den wahnwitzigen Gegensatz zu ihrem letzten, eher schwergängig-düsteren Werk "Delirium Corda" darstellt. Mit insgesamt 30 Songs in einer knapp bemessenen Spielzeit von 43 Minuten ist "Suspended Animation" nichts anderes als ein komprimierter, grellfarbiger Geschwindigkeitsrausch zwischen Speedmetal, Freejazz, Jazzcore, Kunst und Comic, ein brüchiger Höllenritt ins Land der "Information Overdose", die die meisten Normalkonsumenten nicht nur fordert, sondern im wahrscheinlichsten Fall auch über-fordert. Zu gedrängt und hektisch stürzen die Einzelereignisse auf den Hörer ein, sind verschwunden bevor sie wahrgenommen werden und Sekunden später schon wieder von weiteren Schichten anderer, ebenfalls hochvergänglicher Informationen überlagert, so rasant, das selbst die Stroboskop-gehetzte MTV-Generation ein hochgradiges Wahrnehmungsproblem entwickelt und sich an ein altes Sprichwort erinnert, in dem es heisst: "Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander". Zu guter Letzt noch ein beigefügter Warnhinweis: "Für Epileptiker ungeeignet".

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 03.04.2005

Donnerstag, 25. Dezember 2014

The Ministers Of Music - The Funk Miracle [Chica Discos 008]

Die Formation "The Ministers Of Music", Kollaborationsprojekt des Techno-Urgesteins Torsten Stenzel mit Ibiza-DJ-Heroe Sin Plomo, steuerte mit "Breathing Fire" schon die Startnummer 001 zum Katalog des ibizenkischen Labels Chica Discos bei und legt mit "The Funk Miracle" nun einen leichten, sehr sommerlichen Housetune mit eindeutigen Discoeinflüssen nach. Während das Original noch recht unauffällig und gelassen im WarmUp seinen Platz findet, hat der flipseitige Remix unseres Lieblingsfinnen JussiPekka Parikka wesentlich mehr Feuer. Nah am Original bleibend addiert er lediglich eine fettere Bassdrum und eine ekstatisch schraubende Acidline, die dem Track zweifelsohne genau den nötigen Schub verleiht, um die Tanzfläche zu später Stunde noch einmal kurz aufkochen zu lassen. Nice.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 26.03.2005

Donnerstag, 18. Dezember 2014

BGB - A Crack In The Glass [Dessous 051]

Die New Yorker Formation BGB liefert nun schon ihre dritte 12" binnen Jahresfrist auf Steve Bug's Deephouse-Imprint Dessous Recordings und wird immer noch nicht müde, die Fusion von deepem Grooves, Funk und Disco aufs neue zu interpretieren. Mit drei Tracks, allesamt ein wenig glatter und geschmeidiger als die Tunes auf den Vorgänger-12"es "Com Forca [This Life]" und "Wha... kiddin", nähern sich BGB einer Variante der Housemusic, die am ehesten mit dem englischen Adjektiv "sparkling" zu umschreiben ist, Fröhlichkeit exerziert und doch versteht, Kitsch und gängige Klischees zu umgehen, auch wenn sich die Produzenten nicht scheuen, sich auf einen kurzen Flirt mit ihnen einzulassen.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 26.03.2005

Freitag, 12. Dezember 2014

Various Artists - Poker Flat Volume 4 [Poker Flat Recordings]

Eine neue Werkschau des umtriebigen Minimal-/JackHouse-Imprints Poker Flat Recordings bedeutet immer zweierlei - zum einen einen musikalischen Wegweiser für den nächsten Schritt in der Entwicklung des Labels, zum anderen auch die Einführung neuer Künstler in der Poker Flat-Gemeinde, die im Rahmen einer derartigen Compilation oftmals ihr Labeldebut bestreiten - in diesem Falle Donnacha Costello, Patrick Chardronnet vs. Afrilounge und Argy, die jeweils einen Track zum vorliegenden Doppelvinyl beisteuern. Musikalisch steht natürlich, wie nicht anders zu erwarten, das Konzept Minimalismus nachwievor über allem, jedoch mit anderem Schwerpunkt als in den letzten zwölf Monaten. Nicht mehr Chicago und Jack dienen als zwingende Referenzpunkte dieser 2x12", vielmehr entfaltet sich ein Kosmos des "Happy Minimalism" mit verspielterem Ansatz, der sich vor längerer Zeit schon einmal mit Jeff Samuel's "Blap E.P." und Guido Schneider's "Triple Bolted" einen Weg ins Poker Flat-Universum gebahnt hatte. Wegweisend für die Zukunft? Die Zeit wird es zeigen..

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 26.03.2005

Freitag, 5. Dezember 2014

Krumble - In Memory Of / Sans Soleil [Jungle Therapy 007]

DJ Krumble, seines Zeichens Kopf und Intiator des französischen DarkJungle-Imprints Jungle Therapy, präsentiert sich auf der mittlerweile siebten Veröffentlichung des Labels auf gewohnt hohem Qualitätsniveau. "In Memory Of", die A-Seite der auf 500 Exemplare limitierten Vinylscheibe, kommt als zerchoppter DarkJungle-Tune mit nahezu statischer Bassline daher und führt beim Dancefloor Einsatz unmittelbar zum absoluten BrockOut, während "Sans Soleil" - ebenso düster wie der Titel es vermuten lässt - überraschenderweise mit zerschossenen CutUp-HipHop-Beats experimentiert, diese zerstört, komprimiert und verzerrt, timestretched und zerlegt das es eine wahre Freude ist. Killer!

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 19.03.2005